Nachgefragt: Schmähtandler

Nachgefragt: Schmähtandler

Am Sa, 5.11.2011., sind die „Schmähtandler„, also Elisabeth Nelhiebel und Sigrid Gerlach Waltenberger, im kleinen theater zu Gast. Wir haben nachgefragt:

Die Schmähtandler streifen durch Wien mit Ihren lustigen, schaurigen Gschichterln? Kann sich der Zuschauer so den Abend mit euch vorstellen?

Schmähtandler Die Schmähtandler laden zu einer Reise durch die Wiener urtypische Heurigen-, Beisl-, Friedhofs- und Straßenstrichlandschaft. Sie treffen auf Besoffene, auf Frauenmörder, auf Leichen und Liebespaare. Um diese Atmosphäre spürbar und hörbar und sichtbar zu machen, bedienen sie sich Wiener Liedguts: das fängt an bei Spittelbergliedern aus dem 18. bis 19.Jahrhundert, geht weiter über Nestroy, Hermann Leopoldi in den Beginn des 20. Jahrhunderts, erfreut sich sehr an den Texten der Wiener Gruppe aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, und landet schließlich in der Moderne und begrüßt Wolfgang Ambros, Falco, Roland Neuwirth und natürlich H.C. Artmann. Und nimmt auf diesem Weg noch einige andere Komponisten und Texter mit.

Wieviel Weib und wieviel Wien kommen vor in eurer musikalischen Präsentation?

Schmähtandler Sehr bewusst haben wir uns für Weib und Wien und nicht für Weib und Wein entschieden: Die gängige Definition eines „Wienerlieder – Abends“ (dieser Definition sind wir zumindest häufig begegnet!) lautet „g’standene Männer singen vom Heurigen, vom Wein und ein bisschen ordinär über Männer und deren Ehefrauen“. Oder das genaue Gegenteil: Wienerlied als operettenselige, heimelige, wunderschöne Hymne an die Hauptstadt. Nun sind wir nicht im geringsten zwei „g’standene Männer“, und operettenselig sind wir auch nur, wenn wir es gerade wollen. Um zum Beispiel einen Kontrapunkt zu den Spittelbergliedern zu setzen. Wir sind zwei musikalische und charismatische Frauen, die in eine Männerdomäne treten und genauso ordinär sein können, aber dabei durchaus weiblich sind. Also weg vom Altherren-Heurigen-Milieu, hin zu einem modernen, weiblichen Blick auf dieses traditionelle Wien und sein traditionelles Liedgut, in dem der Wein selbstverständlich auch eine Rolle spielt.

Welche Bedeutung hat für euch das kleine theater als Haus der freien Szene?

Schmähtandler Es freut uns sehr in Salzburg im kleinen theater aufzutreten. Weil wir uns auch Zeit für die Proben im Haus nehmen können, wollen wir unser Programm noch vertiefen, wir wollen den Raum und die technischen Möglichkeiten des Theaters nützen um schließlich in anderen Häusern ebenso theatral auftreten zu können. Schließlich haben wir beide schon sehr viel in Theatern zu tun gehabt und es wird eine Freude sein endlich im „richtigen Licht“ zu spielen. Die Vorstellung im kleinen theater wird also gewissermaßen eine Premiere sein, die uns dann in den nächsten Häusern umso mehr glänzen lassen wird. Insofern müssen wir uns beim kleinen theater bedanken, dass es den Schmähtandlern -vor allem mit diesen Probemöglichkeiten- einen neuen Anstrich in der freien Szene verpassen wird. Kann man immer brauchen!

Vielen Dank für das Gespräch und wir freuen uns auf „Wien, Weib und Gesang„!