Nachgefragt: In Zeiten, so wie diesen
Am 30.10. feiern Barbara Ruppnig und Mathias Lühn mit ihrem Programm „In Zeiten, so wie diesen“ Österreich-Premiere im kleinen theater. Wir haben nachgefragt!
Euer Programm trägt den Untertitel „Eine Revue voll Ironie“. Worauf kann sich das Publikum des „kleinen theaters“einstellen?
Barbara Ruppnig und Mathias Lühn Auf eine Zeitreise in die 20iger Jahre. Diese Welt besteht aus der Hoffnung, vom Elend der Kriegsjahre in eine neue Zeit aufzubrechen. Die Moderne, die Zukunft – wie es der Futurismus veranschaulicht. Sie besteht aus bewegten Bildern des revolutionärsten Moments dieser Zeit: dem Kino. Weiters aus Musik, von Charleston bis Jazz, aus Sensationen wie die bis dahin für unmöglich gehaltene Non-Stop-Überquerung des Atlantiks mit einem Flugzeug. Charles Lindbergh hat nicht nur einen Rekord gebrochen, er hat ein neues Zeitalter eingeläutet. Diese Welt ist auch eine aus den Fugen geratene, eine Welt der Umwälzungen, der Putsche, der Straßenschlachten und des Dadaismus. Die 20er Jahre finden deshalb bei uns eine solche Resonanz, weil sie uns wie eine Champagnerflasche vorkommen, aus der der Korken knallt. Was hernach herausschäumt ist das explosivste Gemisch an künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Strömungen, das wir so komprimiert noch nie erlebt haben. Das beeinflusst uns bis heute! Im Vergleich zwischen damals und heute, speziell in punkto Wirtschaftskrise, bleibt ein gerüttelt Maß an Ironie unausweichlich.
Euer Programm feiert im „kleinen theater“ Österreich-Premiere. Warum gerade dort?
Barbara Ruppnig und Mathias LühnWir sind angetan vom Ambiente dieses Kleinods, vom Team, der Technik. Genau das Richtige, um die Revue aufzuführen.
Die 20iger Jahre gelten als goldenes Jahrzehnt und als Zeit des sozialen und gesellschaftlichen Umbruchs. Ihr stellt diese Jahre dem Heute gegenüber. Welche Parallelen und Unterschiede seht Ihr zum Jahr 2010 und mit welchen Mitteln wird in eurer „Revue“ das Lebensgefühl dieser Zeit erfahrbar gemacht?
Barbara Ruppnig und Mathias LühnBei allen Parallelen, die sich aufdrängen – technische Revolutionen, Finanzkrisen, Rassismus, Fortschrittsgläubigkeit und befürchtete Apokalypse – so ist doch unserer Meinung nach (bis auf Widerruf) die jetzige Zeit eine „gedämpftere“. Das Staunen über unsere ungeahnten Möglichkeiten haben wir längst verlernt. Finanzkrisen werden geschickt – wenn auch mit ethischen Bankrotterklärungen – von Staats wegen aufgefangen (man hat ja dazu gelernt!). Die Arbeitslosenheere sind nicht mehr auf den Straßen. Sie verbringen vielmehr desillusioniert und abgestumpft ihre Zeit vor dem Bildschirm. Dafür steht uns aber auch kein unaufhaltsam wachsender Faschismus mit seinem totalitären Vernichtungswillen ins Haus…?
Unsere Mittel sind denkbar einfach gehalten. Sie bestehen aus der Kombination von Wort, Musik, Bild und Schauspiel. Empathie mit dem Publikum bildet den Nährboden für die phantasievolle Reise. Wir fliegen mit Charles Lindbergh über den Atlantik, fahren mit Klara in die Sahara, tanzen wie Josephine Baker, naschen dabei ausgerechnet Bananen und das im Theater mit Halogen-Scheinwerfern statt Kohlenbogenlampen.