Nachgefragt: ZwischenDurchAtmen
Am Mittwoch den 10. März hat die Uraufführung von Zwischendurchatmen, einer Produktion des „Theater Transit“, Premiere im kleinen theater. Das Stück wurde von Gerda Gratzer und Jurij Diez gemeinsam mit Regisseur Anatoli Gluchov entwickelt.
Im Stück erzählen Gerda Gratzer und Jurij Diez mit äußeren und inneren Worten eine Geschichte von der bindenden Beziehung zwischen Mutter und Sohn und lassen die Zuschauer tief in die Seelen zweier Figuren blicken. Das kleine theater stellte dem Theater Transit ein paar Fragen.
Die Theaterstücke von Transit basieren zumeist auf wahren Gegebenheiten. In den vergangenen Jahren wurden meist das Migranten-Dasein und einmal die Drogensucht eines befreundeten Geschwisterpaares thematisiert. Inwiefern trägt ZwischenDurchAtmen autobiografische Züge?
Theater Transit: ZwischenDurchAtmen ist der dritte Teil eines Zyklus, der sich familiären Bindungen widmet. Nach der Vater-Sohn-Geschichte in Warum erst jetzt? und dem Geschwisterthema in Zwischen zwei Welten geht es nun um eine Mutter-Sohn-Beziehung in einem speziellen Kontext. Dieser ist nicht autobiografisch, wohl aber ein bekanntes und relevantes Thema, weil es unzählige Betroffene auf der ganzen Welt gibt. Menschen, die in Kriege verwickelt waren und die Traumatisierung nicht bewältigen können. Die Beziehung zur Mutter ist unbedingt und kann im Grunde nicht verloren gehen. Mutter ist man und bleibt man. Das sind für die Bewältigung solcher Ereignisse eine Chance und auch ein Weg. Jedoch gibt es viele Muster, die die Lösung nicht einfach machen. Die Kommunikation ist kompliziert, vor allem wenn vieles tabuisiert und Bedürfnisse verleugnet werden. Mutter-Sein und zugleich Frau-Sein ist eine spezielle Herausforderung.
Wird sich das Publikum in den Figuren wiederfinden?
Theater Transit: Ja, Mütter und Väter werden ihre Elternrolle reflektieren. Kinder ihre Kinderrolle. Diese Beziehungen sind Grundlage unseres biologischen Lebens und deshalb hat jeder damit zu tun. Der Kontext des Krieges kann ersetzt werden durch andere Ereignisse, die schwer zu verarbeiten sind.
Handelt das Stück um einen spezifischen Krieg geht, oder steht der Krieg hier als Symbol für alle Kriege?
Theater Transit: Die Geschichte handelt nicht von einem konkreten Krieg. Sie erzählt die Zeit nach einer Traumatisierung durch einen Krieg. Es ist ein Schicksal, das sich weltweit wiederholt, in Afghanistan wie in Amerika oder anderswo. Dieser Krieg steht als Symbol für Traumatisierung an sich. Die Mutter-Sohn- Beziehung ist zeitlos, zumindest solange Menschen sich auf die bisher bekannte Weise fortpflanzen. Die Hoffnung, dass Kriege einmal der Vergangenheit angehören, bleibt und ist in die Zukunft gerichtet.
Gerda, wie kam es zu deiner Zusammenarbeit mit Theater Transit?
Gerda Gratzer: Ich interessiere mich, seit ich mit Theater zu tun habe, für Theaterformen, die der osteuropäischen Tradition verpflichtet sind. Durch die Zusammenarbeit mit Arturas Valudskis bin ich mit der Theaterkunst aus Litauen eng vertraut geworden. Nun ist es die russische Theatersprache von Anatoli, die wieder eine andere Färbung hat. Was beiden gemeinsam ist und mich in großem Maße fasziniert, ist die Haltung zum Theater. Das Ensemble und das konzentrierte enge Zusammenspiel hat höchste Priorität. Der Text ist anderen Aspekten wie Musik, Licht, Bühnenbild und Bewegung gleichrangig. Die Spannung entsteht in hohem Maße im „Dazwischen“, in der Beziehung der Protagonisten zueinander. Außerdem arbeite ich gerne mit Menschen aus anderen Kulturen. Für mich bedeutet es eine große Bereicherung, solche Persönlichkeiten kennen zu lernen und ihre persönlichen Besonderheiten wahrnehmen zu können.
Welche Bedeutung hat das kleine theater für euch?
Theater Transit: Das Theater Transit hat bisher alle Produktionen in Salzburg im Kleinen Theater aufgeführt und es ist ein bewährter und geeigneter Ort dafür. Umgekehrt halten wir diesen künstlerischen Beitrag für eine wichtige Farbe im kleinen theater, auch wenn das Stück vielleicht nicht so viele Zuschauer anzuziehen vermag. Aber wir finden diese Produktion wichtig und wertvoll für die Theaterlandschaft das kleine theater und für mich/uns persönlich.