Nachgefragt: Farrago

Nachgefragt: Farrago

Am 14.3.2012 feierte die neue Produktion „Farrago“ des Theater Miluna im kleinen theater Premiere. Wir haben nachgefragt.

kleines theater: Was hat dich dazu bewogen, dieses Theaterstück der polnischen Autorin Lidia Amejko zu realisieren?

Jurek Milweski Das Stück wurde mir von einem polnischen Schauspieler vorgeschlagen und von meiner Frau empfohlen. Beide haben den intelligenten Humor des Stücks betont. Lange Zeit wussten wir nicht, wie wir das Stück darstellen sollten. Unsere Ansichten waren diametral unterschiedlich. Letztendlich der Regisseur Gregor Matysik (der schon vor vielen Jahren im KT gespielt und inszeniert hat), beschloss, dass wir ohne spezielle Abhilfe wie Projektionen spielen. Alles sollte mit der Kraft der reinen Fantasie und Schauspielkunst geschehen.
Oder um mit den Worten der Autorin zu antworten: „Wir leben in den Zeiten, wo das „zum Schein“, das „etwas vorzutäuschen“, das „Spiel mit dem (An)Schein“ schon in der Form virtueller Wirklichkeit die festen Bestandteile unseres Lebens sind. Alle sind wir Schauspieler und der Einfluss der virtuellen Wirklichkeit wirft immer wichtigere Fragen auf.“

In dem Theaterstück weist der Schauspieler Viktor Farrago auf die Unterschiede zwischen Wirklichkeit und Fiktion hin. Geraten die Zuschauer somit ein wenig in die Welt der Esoterik?

Jurek Milweski Ich würde Farrago nicht in Verbindung mit Esoterik bringen. Ich habe eine Assoziation aus meinen Theateranfängen: In einem Provinztheater in Pommern, wo ich als junger Bühnenarbeiter arbeitete, wurde ich einem alten Schauspieler, Stefan Buczek, vorgestellt, der in den Zeiten des Sozialismus in einem dem Zeitgeist-entsprechenden „Sozstück“ einen schwarzen Charakter, einen Feind des Kommunismus, darstellen musste. Das fade Stück hatte zuerst einen erstaunlich großen Erfolg, weil Buczek den Feind des Regimes so exzellent verkörperte. Alle Zuschauer strömten ins Theater, um Buczek zu bewundern. Er wuchs zu einem „Farrago“ und sein fiktiver Held wurde zum Bewunderungsobjekt. Wie konnte dass sein? „Ein Staatsfeind kann nicht bewundert werden“, befand der Erste Sekretär der Partei und die Zensur verbot das Stück am nächsten Tag und mahnte Herrn Buczek ab. Er durfte seinen Beruf nur unter der Bedingung weiter ausüben, dass er in der Zukunft die anderen Rollen „normal“ spielt. Ja „normal“, aber halt nicht gut!

Du hast schon mehrere Produktionen im kleinen theater gespielt. Welche Bedeutung hat für dich das Haus der freien Szene?

Jurek Milweski „Farrago“ ist meine 8. Produktion im kleinen theater nach „Emigranten“, „Warum erst jetzt?“, „Dreck“, „Romanza“, „Antigone in NY“, „Komödie in Herz-Moll“, „Herz eines Boxer“. Sechs davon sind Stücke der polnischen Autoren. Die Möglichkeit der Realisierung der neuen unbekannten Stücke im kleinen theater ist wunderbar! Ich hoffe, dass sich die Salzburger Zuschauer das großartige, ungewöhnliche und von der Presse sehr gelobte Stück anschauen wollen … ich lade sie dazu herzlichst ein.

Wir danken für das Gespräch!

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