Nachgefragt: Alte Liebe
Am 29. September 2011 feiert Alte Liebe von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder im kleinen theater Premiere. Wir haben beim Regisseur Markus Steinwender nachgefragt:
Du nennst „Alte Liebe“ dein „Herzensprojekt“, warum gerade dieses Theaterstück?
Markus Steinwender Als ich den Roman „Alte Liebe“, auf dem das Theaterstück basiert, 2009 kurz nach dem Erscheinen zum ersten Mal gelesen habe, fühlte ich mich sowohl von Inhalt wie auch der Form sofort extrem angesprochen. Inhaltlich, weil der Roman mit viel Witz und Herz die Geschichte eines seit fast 40 Jahren verheirateten Ehepaars erzählt und dabei soviel „Wahres“ über das Leben, die Liebe und die Ehe ausspricht, dass ich sowohl berührt war, also auch oft beim Lesen herzhaft lachen musste. Formal ist an dem Roman besonders, dass er in alternierenden Monologen und Dialogen geschrieben ist, das heißt für eine Bühnenfassung prädestiniert ist. Am kleinen theater war ja lange Zeit mit „Gut gegen Nordwind“ auch ein Roman auf der Bühne, der eine ähnliche, beinahe zwingende, Bühnentauglichkeit hat.
Ich habe mich dann längere Zeit um die Rechte zur Aufführung bemüht und freue mich entsprechend, dass wir schließlich die Rechte zur österreichischen Erstaufführung erhalten haben.
In „Alte Liebe“ werden die Szenen einer langen Ehe gespielt. Worauf kann sich das Publikum des kleinen theaters einstellen?
Markus Steinwender Auf einen Schlagabtausch voller Witz und Herz eines seit 40 Jahren verheirateten Ehepaars! Die Autoren Elke Heidenreich und Bernd Schroeder waren ja selber längere Zeit miteinander verheiratet und man merkt das dem Text sehr positiv an. Dabei auch ein bisschen die Wehmut, dass die beiden Autoren privat es nicht geschafft haben, was sie ihren Figuren gönnen: auch nach so langer Zeit, mit allen Höhen und Tiefen einer Beziehung, immer noch beisammen zu sein und dabei füreinander, auch wenn sie sich dabei durchaus heftig streiten, schlussendlich Respekt zu empfinden.
Interessant ist auch, dass der Hauptpunkt des ehelichen Konflikts die Tochter ist. Und da diese, das ist der Beginn des Stücks, ankündigt, nun in dritter Ehe einen Großindustriellen zu heiraten, haben die beiden Protagonisten Lore und Harry gleich mal ein guten Grund miteinander zu diskutieren, ob sie zu dieser Hochzeit fahren oder nicht. Harry will es nicht, für Lore als Mutter ist es selbstverständlich. Der Bogen des Stücks ist nun bis zur Hochzeit und danach und spannt zwischen Lachen und Trösten ein Kaleidoskop an gemeinsamen Erinnerungen, Wünschen, Sehnsüchten und Vorwürfen auf, mit wortgewaltigem Witz , den die Autoren den beiden in den Mund gelegt haben. Und es wäre nicht Elke Heidenreich, wenn dabei nicht der eine oder andere Seitenhieb auf die Literatur bzw. einige Autoren enthalten wären.
Kurz, die Geschichte von Lore und Harry berührt und unterhält zugleich.
Werden sich Ehepaare im Publikum in den Schauspielern wiederfinden?
Markus Steinwender Ja, sicher! Jeder der in einer Beziehung ist oder schon mal war, wird sich in dem Stück bzw. in den Dialogen wiederfinden. Und wird sich dabei auch manchmal an der Nase nehmen müssen, dass man genau gleich reagiert hat oder reagieren würde. Was nicht immer schlecht ist, denn wie schon gesagt, Lore und Harry ist bei allem ehelichen Konfliktpotential doch der Respekt voreinander nie verloren gegangen. Und ob sie sich sogar im Laufe des Stücks wieder neu entdecken und was sonst noch so alles passieren kann und passiert, wenn die Tochter zweier im bürgerlichen Leben angekommener aber sich selber immer noch als Alt-68er sehender Elternteile nun den „Gott-sei-bei-uns“, sprich das Geld, heiratet, darauf darf sich das Publikum auf alle Fälle freuen.
Wir danken für das Gespräch und freuen uns auf die Premiere!