Nachgefragt: Jahre später, gleiche Zeit

Nachgefragt: Jahre später, gleiche Zeit

Alfred Pfeifer und Margot M. Paar in Jahre später, gleiche ZeitIm kleinen theater präsentiert das Theater Laetitia ab 4. März 2010 die Komödie „Jahre später, gleiche Zeit“ von Bernard Slade. Dieses Stück ist die Fortsetzung des Stücks „Nächstes Jahr, gleiche Zeit“, das bereits vor 12 Jahren im kleinen theater aufgeführt wurde. Das kleine theater führte ein Interview mit der Schauspielerin Margot Paar und Alfred Pfeifer, Regisseur und Schauspieler.

Margot, warum hast du „Jahre später, gleiche Zeit“ als euer neues Stück gewählt?

Margot Paar: Ich suche nach Stücken, in denen es menschelt, Komödien mit Tiefgang, in deren Charakteren sich das Publikum wiederfinden kann. Dieses Stück erzählt eine wunderbare Geschichte. Alfred und ich wollten nach den guten Erfahrungen mit „Getrennte Betten“ in den letzten zwei Jahren wieder zusammenarbeiten. Die sechs Szenen, aus denen das Stück (Jahre später, gleiche Zeit, Red.) zusammengesetzt wird, sind gänzlich verschieden und das Stück beinhaltet auch Gesang von Alfred.

Im Gegensatz zu „Getrennte Betten“, wo es um die Ehepaare Ernie und Twink und Beth und Blake handelt, sind Doris und George in „Jahre später“ nicht verheiratet, sondern führen schon seit Jahren ein Verhältnis.

Margot Paar: Es beginnt mit einem Seitensprung und im Laufe der Zeit schleicht sich Vertrautheit ein. Aber dieses Stück behandelt auch die Problematik des Alterns, Ängste vor dem Tod und dem Alleinsein, zeigt tiefe Freundschaft und den zweiten oder dritten Frühling von George. Im Verlauf des Stücks wird auch gezeigt, wie Doris sich von einer Hausfrau zu einer anerkannten Schriftstellerin entwickelt. Bei jeder Szene erzählen sich die beiden, was sie im letzten Jahr gemacht haben. Slade zeigt einzelne Bilder, wobei jedes andere Konflikte schildert.

Zu welchem der beiden Paare seht ihr Parallelen zu Doris und George? Und welche Charaktere spielt ihr am liebsten?

Alfred Pfeifer: Ich sehe keine Parallelen. Blake habe ich aus meiner Arbeitshaltung heraus lieber gespielt als Ernie. Theater ist am Leben spielen! Ich will solche Typen wie Blake spielen. George ist ein Egozentriker, der nur auf sich bezogen ist. Es wird spannend sein, ob sich Theaterbesucher in dieser Figur erkennen werden.

Margot Paar: Doris und Beth sind eigentlich nur aus Freundschaft mit ihren Ehemännern zusammengeblieben und führen außerhalb ihrer Beziehung ein eigenes Leben. Es ist nicht nur sexuelle Anziehung, die die beiden verbindet. Ob Twink oder Beth, ich kann und will das nicht sagen, wen von den beiden ich lieber gespielt habe. Doris hat Witz und trockenen Humor.

Alfred Pfeifer: Im Laufe der Proben stellte sich für mich die Frage, wie hält es eine Frau mit einem solchen Typen nur aus. George ist ein narzisstischer Hypochonder. Jeder von uns wird von seiner eigenen Biografie beeinflusst. Für mich als Künstler sind immer Konflikte interessant. Jeder wird etwas anderes in den beiden Charakteren sehen. Den Zuschauern wird es nicht anders ergehen und es ist wichtig, dass sie sich selbst entscheiden können. Theater ist am Leben spielen!

Welchen Bezug habt Ihr zum kleinen theater?

Alfred Pfeifer: Salzburg ist eine Innenstadt, ein Museum mit Andenkenläden. Ich habe seit meiner Zeit als Sängerknabe ein besonderes Verhältnis zu Mozart und bin daher mit Salzburg verbunden. Das kleine theater gefällt mir als Spielstätte sehr gut und ich wurde hier vom sehr guten Publikum in „Getrennte Betten“ bestens aufgenommen. Ich mag auch die Schnitzel im Urbankeller. Und die künstlerische Zusammenarbeit mit Margot funktioniert gut.

Margot Paar: Beide kommen wir von Stadt- und Landestheatern und haben uns erst später für die freie Szene entschieden. Nach meiner Zeit an Häusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ging ich 1990 für drei Jahre nach Kanada. Dort kam ich bei Fringe Festivals mit der freien Szene in Berührung, wurde sozusagen in das kalte Wasser geworfen. Bei einem Besuch in Salzburg suchte das kleine theater für eine Rolle eine Schauspielerin. Ich bewarb mich und am nächsten Tag rief mich Claus Tröger an, allerdings suchte er nach einer Schauspielerin für insgesamt 4 Stücke. So kam ich für ein Jahr in das damalige Ensemble des kleinen theaters. Und heute finde ich es gut, dass es in Salzburg ein Haus für die freie Szene gibt, in dem man seine Produktionen zeigen kann.

Alfred Pfeifer: Man schaut immer schräg auf Boulevardkomödie, aber diese Wertung ist zu überdenken. Es geht letztlich um menschliche Konflikte, egal ob es als Posse oder Schwank bezeichnet wird. Ich bin gegen jede Etikettierung. Als Ensemblemitglied ist man von der Sichtweise einer Rolle durch den Regisseur abhängig. Aber als Schauspieler hat man seine eigenen Vorstellungen, seine Bilder von einer Rolle und seiner Arbeit. Ich mag auch das Regietheater nicht. In diesem Sinne war ich immer ein Rebell. In 40 Jahren habe ich vielleicht mit 5 guten Regisseuren zusammengearbeitet. Als Ensemblemitglied steht man immer unter Druck, da unangenehm wirkende Schauspieler für die nächste Produktion des gleichen Regisseurs einfach nicht mehr genommen werden. Viele, die an Landestheatern engagiert waren, spielen heute in der freien Szene, da sie sich das einfach nicht mehr gefallen lassen. Ich lasse meinen Mantel an der Garderobe, aber ich häng mich nicht auf, wenn ich auf die Bühne gehe.

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