Vorwort Programm September – Dezember 2022

Vorwort Programm September – Dezember 2022

Molière

In diesem Herbst haben wir zwei großartige Komödien des französischen Theaters auf dem Spielplan: „Der eingebildete Kranke“ von Molière und „Kunst“ von Yasmina Reza. Beide Stücke spielen mit der Eitelkeit und Selbstverliebtheit ihrer Figuren und halten der Gesellschaft den satirischen Spiegel vor.

Die Werke Molières, des großen Komödiendichters des 17. Jahrhunderts, lernte ich im Rahmen meines Studiums der Romanistik an der Universität Salzburg intensiv kennen. Ich war begeistert von seinem sprachlichen Witz und seiner unbändigen Lust, menschliche Lächerlichkeiten aufzuzeigen und bloßzustellen. Das Lachen über Personen, die man aus der Wirklichkeit kennt und die in ihrer übertriebenen Wichtigkeit auf der Bühne nur noch komisch wirken und Opfer ihrer eigenen Unfähigkeit werden, hat etwas Befreiendes, belebt den Widerstandsgeist und fördert die Gesundheit. Denn wie sagt mein Alter Ego Abel Rink: „Humor ist die letzte Zuflucht des denkenden Menschen.“

Wir gründeten damals auf der Romanistik eine Studententheatergruppe und führten Stücke auf Französisch auf, darunter Stücke von Ionesco, Beckett, Feydeau und natürlich auch von Molière, den wir besonders verehrten. Das waren nicht nur meine ersten Erfahrungen auf einer Bühne, sondern auch besondere, lebendige Zugänge zu diesen Texten, zu diesen Autoren, zum Theater und zur französischen Kultur überhaupt. Außerdem war es eine hervorragende Übung, um eine Fremdsprache zu erlernen und sich darin auszudrücken. Man konnte ja fertig formulierte und auswendig gelernte Texte sprechen. Einige, die damals mit dabei waren, sind wie ich mit großer Begeisterung weiter den Weg des Theaters gegangen, so auch Daniela Enzi und Harald Fröhlich, prägende Menschen an der Elisabethbühne sowie am späteren Schauspielhaus Salzburg. Auch der junge und ambitionierte Harald Krassnitzer wollte bei einer unserer Produktionen mitspielen. Da er kein Französisch sprach, haben wir für ihn eine stumme Rolle als Pantomime geschaffen, in der er sich auf beeindruckende Weise ausdrückte. Er machte später eine große Karriere als Schauspieler bei Theater und Film, seine Darstellung des Wiener Tatort-Kommissars ist legendär. Seine künstlerischen Anfänge waren jedoch bei uns, in der Salzburger Studentengruppe des französischen Theaters, in einem kurzen, sprachlosen Auftritt. Molière hat einmal gesagt: „Wer so spricht, dass er verstanden wird, spricht gut.“ Dieser Geist verbindet uns bis heute, Schaffende, Spielende und Publikum.

Peter Blaikner