Vorwort Programm Jänner – März 2020

Vorwort Programm Jänner – März 2020

Die hohe Kunst der Komödie

„Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist.“ Dieser Ausspruch von William Shakespeare fällt mir immer wieder ein, wenn ich an einer Komödie oder an einem satirischen Text arbeite und dabei mühsam meinen Verstand ergründen muss.

Eine Komödie richtet sich in erster Linie an die Lachmuskeln des Publikums, eine gute Komödie aber auch an das Hirn, an das Denken, denn sie ist immer eine bewährte Waffe gegen fortschreitende Verdummung, gegen Egoismus und Ignoranz. Wenn man sich gute Komödien genauer anschaut, dann ist ihr Hintergrund oft sehr ernst, so liegt in jeder Komik auch eine ordentliche Portion Tragik. Wir lachen über ein Spiel auf der Bühne, wo sich Personen gegenseitig betrügen und betrogen werden. Sie suchen das ihnen zustehende Stück vom Glück im Leben und spielen uns vor, wie sie immer wieder scheitern. Wir lachen über deren Unfähigkeit, das Dasein zu meistern, über deren absurd-komplizierten Umgang miteinander, über deren Ungeschicklichkeit und vermeintliche Klugheit. Wir lachen, weil wir erkennen dürfen, dass es uns nicht genauso ergeht oder weil wir erkennen können, dass es jemand anderem ebenso ergeht wie uns. Die menschliche Lächerlichkeit ist der Stoff, aus dem Komödien sind, befreiendes Lachen über Personen, die in ihrer übertriebenen Wichtigkeit nur noch komisch wirken und Opfer ihrer eigenen Unfähigkeit werden. Wir sind dankbar, dass es die Komödie gibt und freuen uns, dass letztlich doch alles gut ausgeht. Diese Form des Theaters macht vieles leichter und erträglicher, sie zeigt uns, dass wir nicht allein sind in unserer Unbeholfenheit. Denn Humor ist die letzte Zuflucht des denkenden Menschen. Wenn man die Abgründe des Lebens so präsentieren kann, dass man sich nicht mehr davor zu fürchten braucht, dann kann es helfen, seine Sorgen zu vergessen, wenn auch nur für die Dauer eines Theaterstücks.

Man kann die Wirklichkeit in verschiedenen Formen abbilden, eine davon ist die Komödie, keine einfache Kunst, aber eine verlässliche. Immerhin ermöglicht sie, wenn sie gut ist, ihren Protagonisten das Überleben. Das wusste auch Johann Nestroy, wenn er über die Realität der Theaterkunst sagte: „Lachen solln’s d’Leut und Karten solln’s kaufen!“

Peter Blaikner