Ein Mensch leidet einsam an seinem Mangel an Resonanz in der Welt. Abgekapselt sehnt er sich nach mehr, als nur ein Teil derselben zu sein. Er will mehr als begreifen – er will ergreifen, sich ermächtigen und die Welt formen. Er will sie sich zu eigen machen und sich selbst in ihr verewigt sehen.
„Zum Augenblicke dürft ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdentagen
nicht in Äonen untergehn.“
Aus zwei Seelen in der Brust erwächst in diesem Mono-Drama ein vielstimmiger Chor. Max Pfnür spielt in dieser abendfüllenden, gewaltigen Solo-Performance alle Figuren aus FAUST I und II.
Die ewige Tragödie vom Strebenden und seiner Verantwortung
„Faust“ ist nicht tot! Auf der Kuppe seines Dammes, im Kampf gegen die Natur- und Schicksalsgewalten zusammengesackt und durch Margaretes zärtliche Fürsprache, gegen jedes höhere Recht, dem Teufel entrissen, entwindet er sich ein ums andere Mal dem Staub der Geschichte, den er durch Schul- und Theaterkonventionen zuweilen anzusetzen beginnt. Doch jedes aufmerksame Studium des über 200 Jahre alten Textes offenbart ihn als das zeitlose Werk eines Universalisten, das damals wie heute die großen menschlichen Herausforderung im Streben nach mehr, offenlegt. Nach mehr Bedeutung, nach mehr Genuss, nach mehr Gefühl, nach mehr Bestimmung, nach mehr Einfluss im Zeit- und Weltenwandel.
Es ist ebenso die Geschichte des althergebrachten, westlich geprägten Fortschritts- und Kolonialisierungsdrangs, so wie die Skizze aktuellen Ringens des Individuums um Glück und Vervollkommnung.
Mit jeder Episode der Tragödie, vom Gretchen-Drama bis zur Unterwerfung der Natur im monumentalen Dammbau, steigert sich die Frage nach der Verantwortung des Tätigen. Kritisch legt das Theater offen, wo und wie sich das Verantwortungsgefühl durch den Mephistopheles beschwichtigen lässt – wo ein jeder sich schon einmal sagte: „Das steht mir zu!“, „Das ist das Mittel wert!“
„Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist
will ich in meinem innern Selbst genießen.
Mit meinem Geist das Höchst und Tiefste greifen.
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern
Und wie sie selbst am End'
Auch ich zerscheitern!“
„So [...] schafft Pfnür in faustischer Hybris einen Aufmerksamkeits-Hype der besonderen Art. Er spielt im Wesentlichen beide Teile in einem durch, übernimmt dabei alle Rollen […] Und das sehr geschickt und abwechslungsreich. […] Zur herausragenden Leistung des alle Stimmregister ziehenden Max Pfnür, [...], kommen die wirksame und sensibel ausgefeilte Musik von Roli Wesp und die Unterstützung für die Regie durch Benjamin Blaikner.“ (Drehpunkt Kultur)
„Was Max Pfnür an diesem Abend leistet ist phänomenal. Mit ganz wenigen Requisiten, die er aus einer schwarzen Kiste zaubert, schafft er die zahlreichen Verwandlungen. Auch stimmlich und mimisch variiert er sensationell. […] Regisseur Benjamin Blaikner sorgt am Mischpult für tolle, oft auch teuflische Lichteffekte und den richtigen Ton.“ (Dorfzeitung)
Das Theater der Mitte experimentiert mit Ideen und Traditionen, mit Genres und Sparten, ohne sich dabei selbst aus den Augen zu verlieren. Es ist ein lustvolles Miteinander, eine kreative Symbiose, die aus dem starren Theaterkorsett ausbricht und die Theaterszene mit neuen, innovativen Projekten und ästhetischen Formen bereichert.
Datum | Beginn | Veranstaltung | Spielort | Ticketinfo |
Mittwoch18.06. | Beginn18:00 | FAUST | kleines theater | Dauer ca. 5,5 Stunden mit zwei Pausen. |
Donnerstag19.06. | Beginn18:00 | FAUST | kleines theater | Dauer ca. 5,5 Stunden mit zwei Pausen. |