Vorwort Programm August 2018
Herr Ferdinand
Als ich vor ungefähr fünfzehn Jahren nach einer Vorstellung im kleinen theater hinter der Bar einen mir unbekannten Herrn sah, fragte ich ihn provokant: „Bist du hier der Schankbursch?“ Und er antwortete: „Jawohl, der bin ich!“ Daraufhin waren wir einander sofort sympathisch und philosophierten stundenlang über die Welt und ihre Menschen. Dieser „Schankbursch“ war Ferdinand Jansky, der damals gemeinsam mit Richarda Sunkler das Theater leitete. Ferdinand war eigentlich Techniker, Tunnelbauer und führte das Theater in seiner Freizeit. Im Jahr 2006 sagte er mir, dass er das neben seiner Arbeit nicht mehr schaffe und sah mich freundlich an. Mir war sofort klar, was das bedeutete. Seither bin ich Präsident des Theatervereins und Teil des Leitungsteams. Anlässlich der 25-Jahr Feier im Jahr 2009 hatte ich die Ehre, ihm und seiner Frau Richarda eine Urkunde mit dem Recht auf lebenslangen freien Eintritt in alle Vorstellungen des kleinen theaters zu überreichen.
Seit März dieses Jahres ist Ferdinand nicht mehr hier, er musste sich verabschieden in eine andere Dimension, schmerzhaft und viel zu früh, weg gerissen von seinen Lieben. Seither sehe ich immer, wenn ich auf der Bühne des kleinen theaters stehe und ins Publikum blicke, irgendwo einen freien Platz. Beim zweiten Mal Hinschauen bemerke ich dann, dass dort Ferdinand sitzt, mit gütiger und skeptischer Miene wie eh und je. Er grinst und lacht über unsere Unzulänglichkeiten, unsere Bemühungen, dieses Leben irgendwie in den Griff zu kriegen und uns die Kunst als Abbild des permanenten Scheiterns im Leben zu Hilfe zu nehmen. Wo doch alles so einfach ist. Es ist das einzigartige und unnachahmliche Lachen des Herrn Ferdinand, das von Gemeinsamkeit, Freundschaft und Geborgenheit erzählt, von einer Welt ohne Bosheit, ohne Neid. Du bist bei uns, Herr Ferdinand und sitzt in jeder Vorstellung immer auf einem anderen Patz im Publikum. Denn lebenslang heißt ewig.
Richarda wünschte sich, dass anlässlich des Begräbnisses von Ferdinand Jansky von Kranz- und Blumenspenden abgesehen und stattdessen für das kleine theater gespendet werde. Diesem Wunsch kamen viele Menschen nach, bei denen ich mich im Namen aller Mitwirkenden herzlich bedanke.
Peter Blaikner