Zwei Frauen und eine Leiche – Salzburger Wochenspiegel vom April 2018

Zwei Frauen und eine Leiche – Salzburger Wochenspiegel vom April 2018

Zwei Frauen und eine Leiche

Temperamentvolles Leichen-Geplänkel

Am Kleinen Theater feierte Gerda Gratzer mit Patrícia Melos Krimi-Komödie „Zwei Frauen und eine Leiche“ ironisch-amüsant Premiere.

Kleines Theater (Rezension)

Frauenfreundschaften stehen in Salzburg zur Zeit hoch im Spielplan-Kurs. Am Kleinen Theater wird sie auf besonders ungewöhnliche Weise zelebriert – in Form einer Krimi-Komödie, die den Zusatz „irrwitzig“ völlig zurecht trägt.

Beatriz und Ana sind Freundinnen mit einem schwerwiegenden Problem: Ralf. Der ist nicht nur der Ehemann der einen und der Geliebte und Psychoanalytiker der anderen, sondern leider auch eine Leiche. Aber wer von den beiden hat ihn eigentlich umgebracht?

„Zwei Frauen und eine Leiche“ stammt aus der Feder der brasilianischen Autorin Patrícia Melo, die vor allem für ihre präzise recherchierten Kriminalromane bekannt ist. Mit „Zwei Frauen und eine Leiche“ demonstriert Melo allerdings, dass sie auch das heitere Genre beherrscht. Genau wie Regisseurin Gerda Gratzer, die die temporeiche Komödie am Kleines Theater in der Schallmooser Hauptstraße inszenierte. Dabei hält sie dem südländischen Temperament die Treue. Pistole in der Handtasche? Für Beatriz (Gaby Schall: wunderbar gestresst und rachsüchtig) und Ana (Judith Brandstätter gelungen naiv und fröhlich) Normalzustand. Ungefähr genauso wie das rasche Tempo, der nur vordergründig humorigen Kost. Die Dialoge servieren Judith Brandstätter und Gaby Schall leichtfüßig und eloquent und verbergen dahinter geschickt den sozialkritischen Kern. Der ist nicht nur omnipräsent, sondern auch für die ironische Komik hinter dem Geschehen verantwortlich. Wer behauptet, dass Komödie nur einfach kann?

Das Auffällige an der Inszenierung ist, dass „Zwei Frauen und eine Leiche“ ohne große Requisiten und prunkvolle Accessoires auskommt. Stattdessen setzt Gerda Gratzers Regiearbeit auf ein simples Bühnenbild mit reduzierten Details, die durch das Spiel der Schauspielerinnen eine völlig neue Welt kreieren. Es sind übrigens auch die Schauspielerinnen, die den Umbau zwischen den Szenen absolvieren, begleitet von einem durchaus als spannend zu bezeichnenden Soundtrack. Theater, das gerade durch seine Ursprünglichkeit besticht. (mehr…)

© Veronika Zangl, 2018