Nachgefragt: Rita will’s wissen

Nachgefragt: Rita will’s wissen

Peter Malzer und Elisabeth Nelhiebel in

Peter Malzer und Elisabeth Nelhiebel in „Rita will’s wissen“ von Willy Russell

Am Samstag, 28. September 2013, hat die Komödie „Rita will`s wissen“ von Willy Russell Premiere im kleinen theater. Wir haben beim Regisseur des Stückes, Markus Steinwender, nachgefragt.

kleines theater: In der Bevölkerung wird das Berufsbild der „Friseurin“ häufig mit den Worten „blond und  dumm“ verbunden? In wie weit kommen in dem Theaterstück diese Klischees vor?

Markus Steinwender Ich bin mir ja nie so ganz sicher, welches Klischee „die Bevölkerung“ von den verschiedenen Berufsgruppen hat. Nun ist aber der Autor von „Rita will’s wissen“, Willy Russell, genau durch dieses Stück vom Damenfriseur zu einem der erfolgreichsten Theaterautoren Großbritanniens geworden. Man kann also sagen, er weiß, wovon er spricht. Auch weil er, wie die Titelfigur Rita, den zweiten Bildungsweg absolvierte. Und ja, Rita ist Friseurin. Ja, sie ist blond. Aber nein, sie ist nicht dumm. Sie hatte nur keine Chance auf Bildung. Aber sie erkennt, dass nur Bildung sie aus dem Leben bringen kann, in dem sie sich nicht glücklich fühlt. Sie will eine Wahl haben. Sie will entscheiden können, was sie wann warum macht. Beruflich und privat. Und sie sieht diese Chance auf eigene Entscheidungen als sie den Erwachsenen-Kurs an der Uni belegt.

kleines theater: Es gibt das Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach „Wer nichts weiß, muss alles glauben“. Zeigt die Protagonistin dies auf der Bühne

Markus Steinwender Wer nichts weiß, kann vor allem auch keine Querverknüpfungen machen, kann keine Zusammenhänge erkennen. Muss irgendwie alles glauben und sieht immer nur die Auswirkungen. Bildung aber ermöglicht nicht nur, 1 und 1 zusammenzuzählen, sondern auch zu erkennen, warum etwas so ist wie es ist. Historische, gesellschaftliche und politische Zusammenhänge genauso wie zwischenmenschliche. Für Rita beginnt sich die Welt durch den Unterricht bei ihrem Tutor Frank zu erschließen, sie lernt, dass es Zusammenhänge gibt. Sie hatte die einzelnen Auswirkungen bereits wahrgenommen, aber erst durch den Unterricht, durch Diskurs, durch das weitere Lernen verknüpft sie diese Auswirkungen. Dabei ist das Stück in bester englischer Well-made-Play-Tradition geschrieben, d.h. handwerklich ausgesprochen gut. Es kombiniert den inhaltlichen Anspruch mit dem leichten Ton der Konversationskomödie. Es spielt mit Klischees, sowohl auf der Seite Ritas als auch bei ihrem gutbürgerlichen Tutor Frank und rüttelt damit an unseren eigenen Klischees. Dass es das Publikum dabei auch noch prächtig unterhalten kann, macht den Reiz für uns aus, uns nach „Blackbird“ an „Educating Rita“, wie Russells Stück im Original heisst, zu versuchen.

kleines theater: Wie auch bei „Blackbird“ spielen das Schauspielerduo Elisabeth Nelhiebel und Peter Malzer in diesem Theaterstück. Wie ist die Zusammenarbeit und was zeichnet beide besonders aus?

Markus Steinwender Beide Stücke sind ja Teil einer Serie, die wir uns als MAZAB vorgenommen haben gemeinsam zu erarbeiten. Gerade wenn man öfter miteinander künstlerisch arbeitet, ist es wichtig sich immer wieder besondere Aufgaben zu stellen. Gleichzeitig ist es die Chance für alle Beteiligten, also SchauspielerInnen, Regie, Ausstattung, etc. sich jeweils noch mehr zu fordern, weil man ja gerade an einem Stück gemeinsam gearbeitet hat und nun in gleicher Konstellation ein weiteres Stück erarbeitet. Da will man dann nicht sehen, was man eh gerade gesehen hat. Das wäre bei drei gemeinsamen Theaterproduktionen en suite die Kopie der Kopie und die ist ja bekanntlich nicht so scharf. Wir aber wollen uns schärfen, uns weiter entwickeln, gemeinsam aber auch jeder für sich als KünstlerIn. Und dabei dem Publikum natürlich auch die Wandlungsfähigkeit von Elisabeth und Peter zeigen, die so unterschiedliche Figuren darstellen können wie zum Beispiel bei Elisabeth die „Una“ aus „Blackbird“ oder die „Rita“ aus „Rita will’s wissen“. Beide Stücke und das 2014 herauskommende „Warum fuchteln die Franzosen mit den Armen?“ eint schließlich auch ein „Ich will es wissen“. Und wir wollen’s eben auch wissen.

Wir danken für das Gespräch und freuen uns auf „Rita will’s wissen

PS: Hier als kleiner Vorgeschmack der Videotrailer:

http://www.youtube.com/watch?v=74a8qtrsq-s